Vor einigen Wochen fiel mir ein Tweet auf, in dem dazu aufgefordert wurde, ein Top-16-Team des eigenen Lieblingsteams zusammen zu stellen., also in meinem Fall ein All-Löwen-Team. Die Bedingungen waren, dass zwei Torhüter dabei sein müssen und dass es Spieler sein müssen, die in dem Zeitraum, in dem ich das Team unterstütze, auch im Team standen. In meinem Fall heißt das, dass nur Spieler in Frage kommen, die seit 2007 mindestens ein Jahr im Team der Rhein-Neckar Löwen standen oder noch stehen. Daraus ergab sich dann …
All-Löwen-Team seit 2007
Torhüter: Sławomir Szmal, Goran Stojanovic
Rückraum: Andy Schmid, Oleg Velyky, Ólafur Stefánsson, Alexander Petersson, Kim Ekdahl du Rietz, Karol Bielecki
Außen: Uwe Gensheimer, Guðjón Valur Sigurðsson , Patrick Groetzki, Jan Filip
Kreis: Bjarte Myrhol, Christian Schwarzer, Oliver Roggisch, Hendrik Pekeler
Mancher Name dürfte für sich selbst sprechen, andere sind vielleicht erklärungsbedürftig, und warum der eine oder andere nicht auf der Liste erscheint ist vielleicht auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Deshalb hier nun mein Kommentar zu jedem der 16 Spieler, die es in mein All-RNL-Team geschafft haben, und zu einigen, die es nicht geschafft haben.
All-Löwen-Team – Tor
Sławomir Szmal (bei den Löwen von 2005-2011), Goran Stojanovic (2011-2014)
Kasa, so der Spitzname von Sławomir Szmal, war bereits bei den Löwen, als ich anfing, zu den Spielen zu gehen. Seine zumeist ruhige, sehr introvertierte Art hat mir immer gefallen, denn er zeigte Leistung. Ein klasse Torhüter, der den Löwen in etlichen Spielen als großartiger Rückhalt diente. Ich fand das damals schade, dass er ging. Aber so ist der Lauf der Dinge.
Goran Stojanovic kam 2011 als Nachfolger von Szmal zu den Löwen. Schon zuvor, beim VfL Gummersbach, hatte er mir gefallen, und daher habe ich mich auch wirklich gefreut, als er kam. Ein toller Torhüter, der ebenfalls zum Matchwinner werden konnte.
Die, die draußen bleiben mussten
Nicht in meinem All-Löwen-Team sind, für manche überraschend, drei Torhüter, die bei anderen Löwen-Fans u.U. die erste Wahl wären. Es handelt sich dabei um Henning Fritz, Niklas Landin und Mikael Appelgren. Warum die nicht auf meiner Liste sind? Szmal war für mich gesetzt, denn ich war durchweg ein Fan von ihm und habe auch danach, als er in Kielce spielte, gerne Spiele mit ihm im Tor gesehen. Henning Fritz hat es nicht in mein 16er-Team geschafft, da er mich in seiner Löwen-Zeit (2007-2011) zu selten wirklich überzeugt hat. Ja, er hatte große Spiele, aber das war – für mich! – nicht mehr der Henning Fritz zu seiner allerbesten Zeit.
Niklas Landin – wie kann man den nicht wählen, aber Stojanovic? Das war, zugegeben, eine ganz enge Entscheidung. Den Ausschlag gegen Landin gab die Tatsache, dass er zwar oft grandios hielt, aber in wirklich wichtigen Spielen einfach (noch) nicht in der Lage war, sein Leistungsvermögen abzurufen. Hatte ich da zu hohe Erwartungen? Vielleicht, aber so ist es nun mal. Und Appelgren? Frag mich in zwei, drei Jahren nochmal. Wenn er so weiter macht wie bisher ist er ganz sicher auf der Liste.
All-Löwen-Team – Rückraum
Andy Schmid (2010-), Oleg Velyky (2005-2008), Ólafur Stefánsson (2009-2011) , Alexander Petersson (2012-), Kim Ekdahl du Rietz (2012-2017, 2018), Karol Bielecki (2007-2012)
Die Spielgestalter
Muss ich zu Andy Schmid etwas sagen? Ich denke nicht. Von daher gleich weiter zu Oleg Velyky. Ihn habe ich nur kurz im Trikot der Löwen gesehen, denn als ich 2007 zu den Löwen fand hatte er schon einen Vertrag beim HSV Hamburg unterschrieben, der ab der Saison 2008/09 gelten sollte. Schlussendlich wechselte er schon im Januar 2008 nach Hamburg. Er war mit seiner Art Handball zu spielen immer sehenswert, und ich bin froh, dass ich ihn wenigstens in einigen Spielen im Trikot der Löwen erleben konnte. Im Januar 2010 verstarb Velyky dann im Alter von gerade mal 32 Jahren an Krebs. Viel zu früh!
Lefties in my team
Ólafur Stefánsson war, als er 2009 im Alter von 36 Jahren von Ciudad Real zu den Löwen kam, schon über seinen Zenit hinaus. Einen der weltbesten Handballer aller Zeiten im Trikot der Löwen zu erleben war großartig. Ich habe mich über ihn und seine Spielweise gefreut. Vielleicht war er manchmal zu eigensinnig, vielleicht haben ihm seine Mannschaftskollegen zu oft die Verantwortung zugeschoben. Dennoch: Stefánsson im Trikot der Löwen – großartig!
Als Alexander Petersson 2012 zu den Löwen kam war er bereits 32 Jahre alt. Dennoch: Am ersten Heimspieltag der Saison 2012/13 habe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben als Fan der Löwen ein Trikot gekauft, und es hatte die Nummer 32, die Nummer von Petersson. Für mich war und ist Petersson der Inbegriff des Handballprofis, der aus seinen nicht überragenden körperlichen Möglichkeiten (1,86m sind für einen Rückraumspieler alles andere als Gardemaß) das Maximale herausholt. Er kämpft immer, gibt nie auf, ist hart im Zweikampf, aber auch hart gegen sich selbst und er opfert sich für den Mannschaftserfolg auf. Ein absolutes Vorbild und nach wie vor einer meiner absoluten Lieblingsspieler der Löwen!
Die Männer auf der Königsposition
KEdR – also Kim Ekdahl du Rietz – ist einer der wenigen Spieler im Welthandball, die ich als echten Typen bezeichne. Unangepasst, mit eigenständigem Denkapparat ausgestattet, und unglaublich sympathisch hat er sich seinen Platz in meinem 16er-Team definitiv verdient. Nicht geschadet hat dabei, dass er auch auf dem Platz eine Wucht ist. Das meine ich wörtlich, denn wenn er mit seiner Dynamik in Richtung Tor geht ist er nur schwer aufzuhalten. Schade, dass er nun in Paris spielt, aber er wird seinen Platz in meinem 16er-Team der Löwen so schnell nicht verlieren.
Bei Karol Bielecki ist vielleicht der eine oder andere überrascht, dass ich ihn auf meiner Liste habe. Schließlich habe ich ihn mehr als nur einmal verflucht, weil er mal wieder den Ball zu früh und zu unplatziert auf das gegnerische Tor abgefeuert hat. Dennoch war Bielecki immer ein Garant für Spektakel, denn seine Wurfkraft ist legendär. Natürlich schwingt auch der Unfall mit, der ihn bei einem Handball-Länderspiel im Juni 2010 ein Auge gekostet hat. Das Karriereende schien besiegelt, aber er kam nochmal zurück, und in seinem Comebackspiel zuhause gegen Göppingen erzielte er 11 Treffer, die von mir und den anderen Zuschauern in der SAP Arena unfassbar glücklich und lautstark bejubelt wurden. Ja, da hatte ich Tränen in den Augen, und ich stehe dazu! Nicht zuletzt wegen seines Kampfgeistes, nach dieser schweren Verletzung und mit diesem Handicap nochmal zurück zu kommen, gebührt ihm ein Platz in meinem All-Löwen-Team.
All-Löwen-Team – Außen
Uwe Gensheimer(2003-2016, 2019-), Guðjón Valur Sigurðsson (2008-2011, 2016-2019), Patrick Groetzki (2007-), Jan Filip (2008-2009)
Über Uwe Gensheimer muss man eigentlich nicht viel sagen, oder? Kapitän, das Gesicht der Löwen, emotionaler Leader, einer der weltbesten Linksaußen, Gummihandgelenk. Dass ich nicht unbedingt ein großer Fan davon war, ihn zurück zu holen – dazu stehe ich nach wie vor – schmälert nicht meinen Respekt vor der Leistung, zu der er im Stande ist. Dass er als „Monnemer Bub“ für die Löwen eine überragende Bedeutung hat ist mir sehr wohl bewusst. Seinen Platz auf meiner Liste hat er sich natürlich absolut verdient!
Genau wie Guðjón Valur Sigurðsson . Wie Petersson ein absoluter Musterprofi, mit einem ungeheuren Ehrgeiz ausgestattet, als Profi ein überragendes Vorbild und dazu sportlich fast durchweg auf Top-Niveau. Dazu noch seine legendären Interviews und schon ist Goggi ein Platz auf meiner Liste sicher.
Kommen wir zur rechten Außenposition. Dass Patrick Groetzki dort auftaucht dürfte niemanden überraschen. Er ist mittlerweile der Löwe, der am längsten im Team ist. Die Löwen ohne Johnny? Mein All-Löwen-Team ohne Johnny? Undenkbar.
Überraschender dürfte für den einen oder anderen sein, dass Jan Filip auf meiner Liste ist. Ein Spieler, der nur ein Jahr bei den Löwen spielte? Da gab es doch andere, wie Marius Steinhauser, oder Bogdan Radivojevic. Ja, richtig, aber Jan Filip hat es auf meine Liste geschafft, weil ich seine Spielweise gut fand. Ich fand, er war ein sehr eleganter Spieler, und er war ziemlich unumstritten die Nr. 1 auf Rechtsaußen. Seit Groetzki diese Position übernommen hat sind, bei allem Respekt und bei aller Wertschätzung, alle anderen lediglich Notlösungen für den Fall, dass Groetzki eine Pause braucht.
All-Löwen-Team – Kreis
Bjarte Myrhol (2009-2015), Christian Schwarzer (2007-2009), Oliver Roggisch (2007-2014), Hendrik Pekeler (2015-2018)
An Bjarte Myrhol führt hier kein Weg vorbei. Ein Vorbild in Sachen Einstellung, Kampfsau wie aus dem Lehrbuch, immer voll dabei, dazu noch unglaublich sympathisch. Dass sein Trikot in der SAP Arena unter der Hallendecke hängt ist absolut verdient.
Zwei Jahre lang, von 2007 bis 2009, war Christian „Blacky“ Schwarzer bei den Löwen. Ja, ich weiß, auch er war über seinen Zenit hinaus. Dennoch war er ein Spieler, an dem sich alle anderen orientieren konnten. Einer, der in Sachen Einstellung, Willen, Ehrgeiz definitiv ein Vorbild war.
Dass „The Rogg“ auf meiner Liste ist dürfte auch kaum jemanden überraschen. Ich liebe es, wenn im Handball die Abwehr hart und energisch zupackt. OK, Oliver Roggisch war da manchmal ein wenig drüber, aber dennoch war er unheimlich wichtig für die Löwen. Und er ist immer noch wichtig für die Löwen, denn als Sportlicher Leiter hat er nun zwar andere Aufgaben als früher, aber für die Löwen und deren Erfolg ist seine Position bedeutsam.
Hendrik Pekeler hat sich meiner Meinung nach in den drei Jahren bei den Löwen unheimlich weiter entwickelt. Für mich ist er der perfekte Abwehrspieler, denn sowohl in der 6-0 als auch in der 5-1 auf der Spitze ist Pekeler herausragend. Dass er im Angriff auch eine Macht ist stört natürlich überhaupt nicht. Ja, er hat von der Genialität eines Andy Schmid profitiert. Sich aber in die passende Position zu bringen, auf die Ideen von Schmid einzugehen und die Chancen dann zu verwerten, das ist seine Leistung. Wie wichtig er für die Löwen war sieht man an den Problemen, die es diese Saison in der Abwehr gab. Pekeler war defensiv nicht zu ersetzen. Klar, dass er seinen Platz auf meiner Liste sicher hat.
Wer fehlt am Kreis?
Kein Gedeon Guardiola in meinem All-Löwen-Team? Kein Jannik Kohlbacher? Nun, ich hatte nur noch vier Plätze für Spieler, die offensiv und/oder defensiv am Kreis spielen. Myrhol, Schwarzer und Pekeler hatten ihren Platz dann schnell sicher, und ohne The Rogg geht so eine Liste nicht. Kohlbacher ist erst ein Jahr bei den Löwen, spielte dabei fast durchweg großartig, und wenn ich diese Liste in ein paar Jahren nochmal erstelle hat er gute Chancen, darauf zu landen. Was Gedeon Guardiola angeht: Toller Spieler, unheimlich wichtig für die Löwen, aber eben „nur“ Abwehrchef. Zwei reine Abwehrspieler in meinem 16er-Team waren mir dann aber doch zu viel. Deshalb hat es Oliver Roggisch auf meine Liste geschafft und Gedeon Guardiola eben nicht.