Flensburg – Einmal “Hölle Nord” und zurück

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Nun war es also so weit: Endlich mal „Hölle Nord“ für mich. Endlich mal ein Auswärtsspiel der Rhein-Neckar Löwen in dieser berühmt-berüchtigten Halle. Endlich mal die Gelegenheit, diese Atmosphäre mit eigenen Augen und Ohren wahr zu nehmen. Endlich auch mal Flensburg sehen; die Stadt, von der ich bisher nur das Bier mit dem Bügelverschluss kannte (und die SG, natürlich).

Dass das so passte liegt an meinem Job. Derzeit arbeite ich in Hamburg, und von da aus ist es ja nicht mehr allzu weit bis nach Flensburg. Das Ticket für das Löwen-Spiel in Flensburg ist das Trostpflaster dafür, dass ich wegen meines Jobs bei den drei Mittwochsspielen der Löwen im Mai nicht in der SAP Arena sein kann. Gehen wir das Abenteuer „@antscd goes Flensburg“ aber chronologisch an. Und gleich noch eine Warnung: Wer einen Spielbericht erwartet ist hier falsch.

Ticketbestellung

Das war unkompliziert. Nachdem die Nachfrage bei den Baden Lions ergeben hatte, dass Karten nur noch über die Geschäftsstelle der Löwen zu bekommen sind, ging es recht schnell. Mail geschrieben und darin Interesse bekundet, und wenige Tage später war klar, dass ich ein Ticket bekommen werde. Yes!

Kontaktaufnahme mit dem Gegner

Es hört sich vielleicht seltsam an, dass das auf meinem Programm stand, aber ich handhabe das eigentlich fast immer so. Wenn ich irgendwo in Deutschland bin, um dort zu arbeiten, treffe ich mich mit Freunden, wenn es sich zeitlich machen lässt. Oder, wie in diesem Fall, mit Menschen, denen ich auf Twitter begegnet bin. Sowas ist immer spannend, wenn man jemanden vorher noch nie im echten Leben getroffen hat. Und, was soll ich sagen? Es klappte! Sven (auf Twitter unterwegs als @rowi) meinte gleich, dass das erste Bier in der Arena auf ihn ginge, und Hauke (Twittername: @Hauke_H), den ich schon mal in Köln beim Champions League Final 4 getroffen hatte, lud mich glatt für nach dem Spiel zu einer Hopfenkaltschale auf seinen Balkon ein. Da sage mal einer, dass Fans von Mannschaften, die sich einen harten Fight um die deutsche Meisterschaft liefern, nicht freundschaftlich miteinander umgehen können. Dazu später mehr, aber vorab schon: Jungs, ihr seid Spitze!

Die Anreise, Teil 1. Der Weg nach Hamburg

Wie schon weiter oben angemerkt bin ich zur Zeit beruflich in Hamburg. Also machte ich mich bereits am Samstag auf den Weg in die Freie und Hansestadt Hamburg, was sich anfänglich als problematisch erweisen sollte. War ich wegen eines liegen gebliebenen ICE am Freitag satte zwei Stunden zu spät zuhause angekommen traten auf der Fahrt nach Hamburg gleich wieder Probleme auf. Zum Glück waren es dieses Mal nur rund 30 Minuten Verspätung. Also sozusagen erträglich. In Hamburg hieß es dann ab ins Hotel, bald darauf hinlegen und schlafen, denn recht früh morgens ging bereits wieder der Wecker.

Moin!

Wenn ich schon mal an einem Sonntag in Hamburg bin lasse ich es mir nicht nehmen, auf den Fischmarkt zu gehen. Ja, ich weiß: das totale Touri-Programm. Aber ein Krabbenbrötchen zum Frühstück ist schon was Feines. Dann wurde es aber auch schon Zeit, die Etappe nach Flensburg anzugehen.

Die Anreise, Teil 2: Der Weg nach Flensburg

Endlich mal völlig problemlos unterwegs sein? Ja, das geht! Mit dem Schleswig-Holstein-Ticket ab in den RE7, und etwas mehr als zwei Stunden später in Flensburg wieder aussteigen. Da wartete dann schon Sven auf mich. Ein Blind Date zweier Handballfans, die unterschiedliche Lieblingsmannschaften haben, aber dennoch ganz problemlos miteinander umgehen können? Ja, auch das geht! Vielleicht eine blöde Frage, aber: Warum auch nicht?

Durch Flensburg, zum Hafen und zum Bus

Der Weg durch Flensburg war spannend. Zum einen, weil sich Sven als kundiger Stadtführer erwies und mir einiges aus der Geschichte der Stadt näher brachte, zum anderen, weil viele im Trikot der SG mich anlächelten. Es wirkte fast wie ein mitleidiges „Ach je, da ist einer, der nachher Trauer tragen wird!“. So zumindest mein Eindruck, aber vielleicht war das ja auch alles ganz anders gemeint. Schön aber, dass auch größere SG-Fan-Gruppen kein Problem darstellten. Man versuche sowas mal beim Fußball … Ich finde es gut, dass es im Handball, trotz aller Rivalität, insgesamt sehr freundschaftlich zugeht. Zumindest in den allerallermeisten Fällen.

Ich muss sagen, Flensburg gefällt mir! Ich mag ja schon fast grundsätzlich Hafenstädte, und auch der Norden hat für mich seine Reize. Wenn dann noch, wie in diesem Fall, das Wetter mitspielt – umso besser! Tolle Atmosphäre, und alles sehr entspannt! Unterwegs waren dann auch einige gelbe Trikots zu sehen. Ich würde also später nicht alleine gegen die stimmliche Übermacht der SG-Fans ankämpfen müssen. Aber das hatte ich auch nicht erwartet.

Am Hafen folgte ich der Empfehlung von Sven, was den Genuss von Fischbrötchen anging. Kein Stand, an dem die fertigen Fischbrötchen bereits in der Auslage liegen, sondern eine kleine Bude, in der die Brötchen nach Bestellung frisch zubereitet wurden, war unser Ziel. Und es lohnte sich! Ja, das war sehr, sehr lecker!

Auf dem Weg zur Bushaltestelle trafen wir u.a. auf Anja, auf Twitter als @PraiaPipoca unterwegs und als glühende Löwen-Fanin bekannt. Ich schloss mich ihr und einigen anderen an, um mit dem Fan-Bus zur Halle zu fahren. Nach einem nur ganz kleinen Umweg kamen wir an der Flens-Arena an.

Die Flens-Arena

Von außen sehr kompakt, innen genauso kompakt. Mir gefiel die Halle von Anfang an. Zuschauer eng an der Platte, kein Oberrang, dennoch ausreichend Platz im Umlauf. Und die Stehplätze bereits richtig gut gefüllt, als wir ankamen. Problemlos war es auch, meinen Sitzplatz zu finden und dann noch etwas zu Trinken zu holen. Unsere Schar der Rhein-Neckar-Löwen-Fans war nicht gewaltig, aber doch ganz ansehnlich – und, wie sich im weiteren Verlauf noch herausstellen sollte – stimmgewaltig! Übrigens weiß ich jetzt auch, warum die Flens-Arena „Hölle Nord“ genannt wird: es war höllisch heiß in der Arena! Junge, Junge, was haben wir geschwitzt! Und daran war eben nur zu einem geringen Teil der spannende Spielverlauf schuld.

Das Spiel

Viel will ich nicht dazu schreiben. Das haben die Löwen schon mit ihrem Spielbericht getan. Für mich die Schlüsselszenen: Mahé verzieht überhastet einen Wurf auf das leere Löwen-Tor und Appelgren hält einen Kempa! Und ganz am Schluss richtete es wieder mal der Schweizer für die Löwen. Der vierte Sieg in Flensburg in Serie – unfassbar! Und ich durfte dieses Mal sogar dabei sein! Unbezahlbar!

Das Nachspiel, Teil 1: In der Halle

Nach Abpfiff herrschte bei uns nur noch unbändige Freude! Kollektives Ausrasten der jüngeren und der nicht mehr ganz so jungen Fans, vorher fast wildfremde Menschen lagen sich klatschnass geschwitzt in den Armen, und es war allen sowas von egal. Man merkte den Flensburger Fans durchaus die Enttäuschung an, aber diejenigen, mit denen ich gesprochen habe bzw. an denen ich vorbei lief, gratulierten in absolut fairer Art und Weise. Respekt, das schafft nach einer solchen Enttäuschung nicht jeder! Daumen hoch dafür! Übrigens waren auch die Diskussionen mit den SG-Fans sehr interessant. War spannend für mich zu erkennen, dass ich mit meiner Einschätzung der SG nicht weit weg bin von deren Einschätzung. Sven lief mir dann auch nochmal über den Weg. Wie viele andere Flensburger Fans war er auch nicht wenig mitgenommen vom Ausgang des Spiels, aber auch er gratulierte sportlich-fair. Ich bin froh darüber, dass aus dieser Twitter-Bekanntschaft nun eine persönliche Bekanntschaft wurde. Sven, auf diesem Weg nochmals ein herzliches Dankeschön!

Das Goodie des Abends

Ich hatte schon vor dem Spiel gesehen, dass Anett Sattler für Sport1 moderierte und die Interviews führte. Da wir uns bereits bei diversen Gelegenheiten über den Weg gelaufen waren und immer wieder einige Worte gewechselt hatten nutzte ich die Gelegenheit, nach Spielschluss noch kurz „Hallo!“ zu sagen. Allzu oft wird es diese Gelegenheit ja nicht mehr geben. Sky und der neue, ganz andere Job von Anett Sattler verhindern dies. Man muss also die Gelegenheiten nutzen, wenn sie sich bieten.

Das Nachspiel, Teil 2: Auf dem Balkon

Nein, nicht auf dem Balkon der Flens-Arena (hat die überhaupt einen?). Hauke, der beim Champions League Final 4 schon mal neben mir saß, hatte mich ja auf ein kühles Getränk auf seinem Balkon eingeladen. Nur wenige Minuten von der Flens-Arena entfernt war das der gelungene Abschluss meiner Stunden in Flensburg. Auch hier: ein interessantes Gespräch zum Thema Handball, einige spannende Innenansichten aus SG-Fan-Sicht, und auch hier ein ganz entspanntes Miteinander. Bei aller Rivalität, und auch wenn wir uns bei Uwe Gensheimer nicht so ganz einig sind: So sollte meiner Meinung nach der Umgang zwischen Fans sein. Jeder unterstützt sein Team, aber vor und nach dem Spiel kann man sich ganz normal unterhalten und kann ganz normal miteinander umgehen.

Am Bahnhof

Als ich am Bahnhof ankam warteten dort einige Fans der Löwen auf ihren Zug. Nachdem wir noch etwas miteinander gefachsimpelt hatten mussten die Fans feststellen, dass ihr Zug ausfällt. Ich hoffe, die Jungs haben ihren Zug ab Eckernförde erreicht und sind wohlbehalten zuhause angekommen. Ich selbst fuhr mit dem RE7 zurück nach Hamburg und wurde dabei durch den Zugführer richtig gut unterhalten. Die Durchsagen kurz vor Erreichen eines Bahnhofs wurden nämlich fast gesungen, natürlich mit einem stark norddeutschen Akzent angehaucht. Beispiel gefällig (bitte mit norddeutschem Zungenschlag denken)? „Nächster Halt: Pinnebeheeeerch! Ausstieg in Fahrtrichtung li-hiiiiiinks!“ Das sorgte nicht nur bei mir für Erheiterung und gute Stimmung. Herrlich!

Das Fazit

Es war ein toller Tag in Flensburg! Das lag sicher am Erfolg der Löwen, aber – ganz ehrlich – zu einem großen Teil auch an allem Drumherum, das ich oben versucht habe, ein wenig zu schildern. Wenn du tolle Leute triffst und dich mit ihnen verstehst, wenn dir ein spannendes Spiel geboten wird und du unabhängig vom Ausgang des Spiels mit Fans des Gegners richtig gut auskommst, und wenn dann noch dazu das Wetter top ist – besser geht’s wohl nicht! Ob ich es nochmals nach Flensburg schaffe? Keine Ahnung, aber ich bin froh, das wenigstens einmal im Leben hinbekommen zu haben.

P.S.: Wer möchte kann sich den Artikel nächste Woche gerne nochmal anschauen. Dann sind auch zwei, drei, vier Bilder mit drin, die ich wegen WLAN-Problemen derzeit nicht hochladen kann.