Es ist bereits einige Monate her, dass die DKB HBL einen neuen Fernsehvertrag abgeschlossen hat. Neuer TV-Partner ist aber der Saison 2017/18 nicht mehr Sport1, und auch nicht DAZN, über die zuletzt auch einige Spiele zu sehen waren. sondern der Bezahl-Sender Sky sowie die ARD. Zu den Übertragungen bei Sport1 gibt einiges zu sagen, besonders zu den Übertragungen in den letzten Monaten. Das werde ich zu gegebener Zeit noch machen, denn heute geht es mir um den neuen Vertrag. Und vor allem um die neuen Anwurfzeiten, die mit dem neuen Vertrag einher gehen.
Bisher wirkten die Anwurfzeiten oft so, als hätte man sie durch Würfeln ermittelt. Spiele am Dienstag, am Mittwoch, u.U. mal am Donnerstag, dann auch am Samstag und natürlich auch am Sonntag. Alles nicht außergewöhnlich, und alles nicht schön, denn als Fan konnte man sich auf praktisch gar nichts einstellen. Als Beispiel die HBL-Termine der Löwen (Heim- und Auswärtsspiele) in der Saison 2015/16 und in der Saison 2016/17:
- Montag – 2016/17 1 Spiel / 2015/16 0 Spiele
- Dienstag – 0 / 1
- Mittwoch – 13 / 15
- Donnerstag – 1 / 0
- Freitag – 0 / 1
- Samstag – 12 / 5
- Sonntag – 7 / 9
Dass dazu noch unterschiedliche Uhrzeiten kommen, z.B. am Mittwoch um 19:00 Uhr und um 20:15 Uhr, macht die Sache nicht besser. Nun soll das alles aber besser werden, einheitlicher, vorhersehbarer. Mit einem Wort: planbarer. Und so soll das alles in den nächsten vier Spielzeiten aussehen:
- Sky berichtet im ersten Jahr von allen 306 HBL-Spielen live, danach von mindestens 200 Spielen (vertraglich garantiert sind zwei Drittel aller Spiele)
- Zusätzlich werden das REWE Final 4, der PIXUM Super Cup sowie das All Star Game übertragen
- Bis zu 12 Spiele werden unverschlüsselt auf Sky Sport News HD, in der ARD und den Dritten Programmen gezeigt
- Auf Sky Sport News HD wird es sonntags eine halbstündige Handballsendung mit Stefan Kretzschmar als Moderator geben
- In den Sportsendungen in ARD, Dritten Programmen und im ZDF werden Berichte über die Spiele der DKB HBL zu sehen sein
- Anwurfzeiten sind am Donnerstag um 19:00 Uhr (vier Spiele, eines davon im TV, drei im Stream), am Sonntag um 12:30 Uhr sowie für das Topspiel der Woche Sonntag um 15:00 Uhr
- Als Ausweichtermin steht der Samstag, 20:45 Uhr zur Verfügung
- Der Samstag ist auch dann als Spieltag möglich, wenn die Fußball Bundesliga Pause an dem Tag keine Spiele austrägt; dann wohl auch am Nachmittag
Zumindest sind das die Informationen, die ich bisher zusammentragen konnte. Falls ich falsch liegen sollte dürft ihr gerne in den Kommentaren einen entsprechenden Hinweis hinterlassen. Ich werde das dann im Artikel korrigieren. Aber nun fange ich mal mit den Dingen an, die ich grundsätzlich positiv finde.
Es gibt in Zukunft, von den Samstags-Ausnahmen abgesehen, nur noch zwei Tage pro Woche, an denen es Bundesliga-Handball geben wird: Donnerstag und Sonntag. Da zudem die Uhrzeiten festgelegt sind kann man das als Zuschauer eigentlich gut planen. Zum “eigentlich” komme ich gleich noch zurück, doch insgesamt dürfte diese Regelung dazu führen, dass die Tabelle nicht ganz so schief ist, wie es bisher öfter zu beobachten war. Damit wird es auch einfacher zu sehen, wer wo in der Tabelle steht.
Neue Anwurfzeiten heißt auch, dass nun nicht mehr der Mittwoch, sondern der Donnerstag der Hauptspieltag unter der Woche ist. Wen das nicht freuen dürfte sind alle Handball-Interessierten, die vielleicht selbst am Donnerstag Training haben oder auch andere, feste Termine. Andererseits können nun aber diejenigen, die am Mittwoch verhindert sind, am Donnerstag zum Handball gehen. Ob sich das ausgleicht? Das kann nur die kommende Saison zeigen. Hier müssen wir also alle erst abwarten.
Neue Anwurfzeiten heißt aber auch, dass sich die Uhrzeit für Spiele an Sonntagen ändert. Bisher fanden die Spiele um 15:00 Uhr statt, oder auch um 17:00 Uhr oder 17:15 Uhr oder 17:30 Uh, oder auch um 19:00 Uhr. Nun werden vier Spiele um 12:30 Uhr angepfiffen und eines um 15:00 Uhr. Der Termin um 15:00 Uhr ist so gesehen nichts Neues, aber Handball um 12:30 Uhr? Wer geht da hin? Bei uns zuhause ist es durchaus so, dass das Mittagessen an einem Sonntag mal erst gegen 15 oder gar 16 Uhr auf dem Tisch steht. Ein Spielbeginn um 12:30 Uhr würde bedeuten, dass wir kurz nach 11:00 Uhr aus dem Haus müssen und gegen 15:30 Uhr wieder zuhause sind. Für uns also durchaus machbar und wahrscheinlich kein Grund, nicht zu einem Heimspiel der Löwen zu gehen. Dass dies bei Handballfans anders aussieht, für die der Sonntag einen festen Ablauf haben muss, mit Mittagessen um 12 oder 13 Uhr, ist klar. Auch hier muss sich erst noch zeigen, wie die Auswirkungen tatsächlich sind.
Was ein weiteres Problem darstellen könnte sind Jugendspiele im Handball. Wenn die Kinder halt am Sonntag spielen, und das ist gar nicht so selten, dann war ein später Sonntagstermin der HBL meist noch machbar. Letztlich muss man aber auch hier erst noch schauen, ob es Überschneidungen gibt oder doch nicht. Das von manchen angebrachte Argument, dass ein sonntäglicher Kirchgang dazu führt, dass man nicht zum Handball kann … nun ja, für wie viele gilt dieses Argument? Es wird sicher einige geben, aber ich bezweifle, dass es ein wirklich großer Prozentsatz ist.
Als Argument gegen die frühen Anwurfzeiten wird teilweise auch angebracht, dass Mehrkosten für Vereine entstehen, die statt am Sonntag Vormittag nun u.U. bereits am Samstag Abend anreisen müssen, um rechtzeitig und ohne “mitten in der Nacht” aufzustehen in der Halle sein zu können. Für wie viele Spiele das tatsächlich gilt? Auch das kann erst der endgültige Spielplan der kommenden Saison zeigen. Dann lässt sich auch für Fans, die zu den Auswärtsspielen mitfahren, absehen, wann die Fahrt morgens beginnen muss. Ich habe bei den Baden Lions z.B. ein Angebot gefunden, bei dem eine Fahrt nach Lemgo achteinhalb Stunden vor Spielbeginn startet. Umgerechnet auf eine Anwurfzeit von 12:30 Uhr würde das bedeuten: Abfahrt 04:00 Uhr, Rückkehr 22:30 Uhr. Das wäre u.U. sogar ein Vorteil, da man am Sonntag früher zuhause ist und somit für den Montag keinen Urlaubstag braucht. Auch hier gilt: mal abwarten, wie sich das alles am Ende tatsächlich darstellt.
Auf ein Problem, das sich durch die neuen Anwurfzeiten ergeben könnte, wies Oliver Roggisch, Sportlicher Leiter der Löwen, in einem Artikel auf der Website der Löwen hin:
„Unsere Spieler müssen für die Spiele am Sonntag in einen völlig neuen Rhythmus kommen. Ich bin selbst gespannt, wie die Spieler mit der neuen Spielzeit um die Mittagszeit klarkommen.“
Das könnte durchaus spannend werden. Mannschaften, die diese Umstellung schneller und besser hinbekommen, könnten zumindest in der Anfangsphase der Saison einen Vorteil haben. Ob sich durch eine nicht erfolgte Anpassung eventuell auch das Verletzungsrisiko erhöht? Ich hoffe nicht, aber ausschließen möchte ich das auch nicht.
Ein Problem wird jedoch auch der neue TV-Vertrag mit Sky und ARD/Dritten nicht lösen: die Konflikte mit den europäischen Wettbewerben, insbesondere mit der Velux EHF Champions League. Die EHF hatte bereits angedeutet, dass es für die deutschen Mannschaften Probleme geben könnte. Was, wenn z.B. der FC Barcelona darauf besteht, sein Heimspiel gegen ein deutsches Team an einem Samstag aus zu tragen? Muss das deutsche Team sein HBL-Spiel dann am Donnerstag spielen, nur um zwei Tage später in Barcelona antreten zu dürfen? Oder wird das HBL-Spiel auf eine andere Woche verlegt, wo der deutsche Champions-League-Teilnehmer am Donnerstag das reguläre HBL-Spiel austrägt und das verschobene Spiel am Sonntag? Die erste Möglichkeit würde die Belastung der Spieler nochmal erhöhen, und die zweite Möglichkeit würde wieder einen Schiefstand in der Tabelle nach sich ziehen. Was ja eigentlich vermieden werden sollte. Immer wird diese Verlegung eh nicht funktionieren. Ich bin sehr gespannt, wie dieses Problem gelöst wird. Meine Befürchtung geht in Richtung Variante 1: mehrheitlich am Donnerstag HBL und am Samstag EHF Champions League.
Apropos Probleme. Da gibt es noch eins, bei dem es mich brennend interessiert, wie es gelöst wird. Wenn wir uns den Terminkalender der SAP Arena in Mannheim anschauen gibt es immer wieder Konzerte an einem Samstag Abend. Nehmen wir ein normales Konzert, das um 20:00 Uhr beginnt, bei dem eine Vorgruppe ca. 30-45 Minuten spielt und sich der Top Act nach weiteren rund 30-45 Minuten Umbaupause insgesamt zwei Stunden für sein Publikum Zeit nimmt. Das Konzert wäre also zwischen 23:00 und 23:30 Uhr beendet. Ich kenne das so, dass die Halle ca. zwei Stunden vor Spielbeginn “fertig” ist. Damit würde für den kompletten Umbau ca. elf bis elfeinhalb Stunden bleiben. Ob das reicht? Je nachdem, wie aufwändig der Abbau der Veranstaltung vom Vorabend ist könnte das verflixt eng werden. Außerdem: Wie viele Sonntage stehen denn überhaupt zur Verfügung? Die Adler hatten z.B. in der abgelaufenen Saison insgesamt zehn Spiele an einem Sonntag. Geblockt sind aber wegen der Playoffs im Eishockey einige Termine mehr. Stand heute sind bereits sechs Sonntagstermine während der kommenden HBL-Saison durch Konzerte o.ä. Veranstaltungen belegt. Damit dürften rund 20 Sonntage für die Löwen bereits wegfallen. Haupt-Heimspieltag wird damit wohl der Donnerstag. 19:00 Uhr ist nicht für alle eine ideale Uhrzeit. Für einige dürfte es zu früh wegen der Arbeit, für andere, insbesondere für Familien mit (kleineren) Kindern wird es hinterher zu spät, wenn die Kinder am nächsten Morgen früh raus und zur Schule müssen und du nach Spielschluss erst noch ein bis anderthalb Stunden bis nach Hause brauchst.
Nun, wie auch immer. Es wird uns allen nichts anderes übrig bleiben als abzuwarten, wie sich das mit den neuen Anwurfzeiten und natürlich auch mit der neuen TV-Heimat Sky entwickelt. Es liegen spannende (Anwurf)Zeiten vor uns.