Bereits gestern hatte ich etwas zum ungarischen Rekordmeister und -pokalsieger Veszprém geschrieben. Dort hatte ich ganz am Schluss noch erwähnt, dass ich ein bisschen erklären möchte, warum ich diesen Verein eigentlich so mag. Versprechen sollte man halten, also …
Da mich das Handballfieber erst recht spät erwischt hat stammen meine ersten wirklich bewussten Erinnerungen an Veszprém aus dem Jahr 2008. Damals hatte es der ungarischen Verein in die Finalspiele des – damals noch existierenden – Europapokals der Pokalsieger geschafft. Dort traf Veszprém auf die Rhein-Neckar Löwen, die ihrerseits zwar nicht den DHB- Pokal gewonnen hatten – ob das jemals was wird steht noch in den Sternen – aber dennoch in diesem Wettbewerb antreten durften. Das Hinspiel ging 27:32 verloren, also mussten die Löwen im Rückspiel mit sechs Toren Vorsprung gewinnen. Das klappte leider nicht, denn das Spiel endete mit einem 24:24 Unentschieden. Vor dem Spiel und während des Spiels und danach war für meinen damals gerade 7 Jahre alten Sohn und mich trotz der vorhandenen Enttäuschung etwas anderes viel faszinierender: die Fans aus Veszprém!
Habt ihr die mal erlebt? An dem Tag – es war der 10.05.2008, waren rund 800 Fans der Ungarn mit nach Mannheim gekommen. Die SAP Arena war ausverkauft, und wir hatten Plätze im Oberrang. Ich meine, es war die vorletzte Reihe, in der wir saßen, also quasi unter dem Dach des Ufos. Was die Veszprém-Fans das ganze Spiel über veranstalteten war grandios! Gesänge, Anfeuerungsrufe, Klatschen, Schreien – ununterbrochen! Ich war, ehrlich gesagt, hin und weg, und das Ergebnis wurde letztlich zweitrangig. Friedlich, fröhlich, leidenschaftlich, so war mein Eindruck von den ungarischen Fans. Und dieser Eindruck hat sich seitdem nicht geändert.
Egal, ob die Löwen international gegen Veszprém antreten durften oder ob ich die Mannschaft beim Velux EHF Final 4 in Köln erlebt habe: immer waren unglaublich viele Fans dabei, die friedlich und leidenschaftlich eine großartige Stimmung verbreitet haben. Vor zwei Jahren hatte ich dann in Köln ein Erlebnis der besonderen Art. Wir trafen in der Lanxess Arena auf eine Gruppe Veszprém-Fans, darunter ein – ich sage das mit dem allergrößten Respekt – kleines, älteres Muttchen, das kein Wort Deutsch oder Englisch konnte, aber auf meinen Löwen-Schal zeigte, den ich als Dauerkartenkunde bekommen hatte. Dann zeigte sie auf ihren gestrickten Veszprém-Schal aus Wolle, der ziemlich lang, war und bedeutete mir, dass sie tauschen wolle. Zwar zögerte ich, aber wirklich nur kurz, denn als sie mich mit einem treuseligen und flehenden Blick von unten ansah dachte ich, dass ich ihr wohl eine große Freude machen würde. Wir tauschten also die Schals, sie bedankte sich, lächelte glückselig, die anderen aus ihrer Gruppe bedankten sich und strahlten über beide Backen – hach ja, das war schön!
Vielleicht könnt ihr jetzt verstehen, warum Veszprém international mein Lieblingsclub ist. Und warum ich gerne noch in diesem Leben mal ein Spiel in der Veszprém Arena erleben würde. Aber ob das jemals klappen wird?