Die derzeitige Länderspielpause gibt mir die Gelegenheit, etwas zu meinem Lieblingsverein außerhalb der DKB HBL zu schreiben: zu Veszprém. Offiziell heißt der Club Veszprémi Kézilabda Sport Egyesület (Veszprém Handball Sport Club). Wenn es etwas im Handball gibt, das ich mir in diesem Leben noch antun möchte, dann ist es ein Spiel in der Veszprém Arena. Das muss absolut unvergleichlich sein. Keine Ahnung, ob das was wird. Schön wäre es jedenfalls.
Nun aber zum Thema des Tages. Veszprém stellt sich neu auf. Zu allererst muss hier natürlich der neue Trainer genannt werden, der ab dem Sommer das Zepter übernehmen wird: Ljubomir Vranjes. Dass ich Vranjes als Coach sehr schätze wissen diejenigen, die sich mir mir schon mal über Handballtrainer unterhalten haben. Seine ganze Art ist absolut sympathisch, er weiß, was er will, und seine Mannschaft spielt einen tollen, temporeichen Handball mit einer kompromisslosen 6:0-Abwehr sowie einem bärenstarken Torwart als Basis. Un nun übernimmt Vranjes also Veszprém.
Mag ja sein, dass ich keine Ahnung von Handball habe, aber im ersten Moment wirkt das auf mich, als würde man versuchen, einen Amboss mit Feinmechanikerwerzeug zu bearbeiten. Machen wir uns nichts vor: Veszprém spielt einen, nun ja, eher rustikalen Handball. Das hat in der Abwehr häufiger etwas von Ringen mit Schraubstockeinlagen. Was Timuzsin Schuch da teilweise treibt – aber nicht er allein – ist nicht immer schön anzusehen. Und vorne? Nun, ein gnadenloses und kompromissloses Gegenstoßspiel sieht man von Veszprém eher selten. Kein Wunder, sind doch einige der wichtigsten Protagonisten zum Teil bereits deutlich jenseits der 30, wie z.B. Momir Ilic oder natürlich auch László Nagy. Die Angriffe haben des öfteren etwas von Brachialhandball – zumindest für mich – und leben auch von einem sehr wuchtigen Kreisläufer namens Andreas Nilsson. Und zu einem solchen Team geht ein solcher Trainer? Nun gut …
Dann, gestern, ein Tweet von Veszprém mit einem Bild, auf dem außer dem neuen Trainer Vranjes gleich sechs neue Spieler gezeigt werden. Neben Dejan Manaskov, den man in Kreisen der Löwen-Fans ganz gut kennt, spielt, sind noch Kent Robin Tønnesen – derzeit bei den Füchsen Berlin unter Vertrag – sowie William Accambray (Paris St-Germain), Mátyás Győri (Balatonfüredi), Manuel Strlek (Kielce) und Kentin Mahé (SG Flensburg-Handewitt) auf der Bühne zu sehen. Strlek und Mahé werden – Stand heute – erst 2018 in Ungarn spielen, die anderen vier aber bereits ab diesem Sommer. Veszprém stellt sich neu auf. Man kann das nur wiederholen.
Sicher, Accambray ist auch ein enorm wuchtiger Spieler, aber nicht nur. Ich halte ihn wie alle anderen Neuzugänge auch für in der Lage, das spielerische Element stärker zu betonen. Mit diesen Neuzugängen scheint die Richtung klar zus ein, die Vranjes mit dem Team gehen will. Weg vom bisherigen System, hin zu einer eher skandinavisch geprägten Spielweise. Das Spiel der Ungarn dürfte schneller werden. Die Mannschaft wird im Sommer verjüngt werden, was dringend notwendig ist, und das wird sich in den nächsten Jahren sicher fortsetzen. Es ist jedenfalls ein spannendes Projekt, Bis die Handschrift von Vranjes wirklich deutlich sichtbar ist dürften meiner Einschätzung nach zwei Jahre ins Land gehen. Hoffen wir für Vranjes und Veszprém, dass die Verantwortlichen ihm diese Zeit geben.
Die Gründe, warum Veszprém für mich international mein Lieblingsclub #1 ist, gibt es morgen.